der Kopf ist ab

nur keine Sorge wegen des Titels dieses Posts... ich wurde nicht geköpft - es handelt sich hier lediglich um die wörtliche Übersetzung einer holländischen Redensart, die dem Sinn nach soviel bedeutet wie,: es geht los - oder der Startschuss ist gefallen.

Anders denn in der Vorwoche gabs diesmal ein Angeln "old school" - also klar definierte Rute (diesmal nur Stipprute)  und eine Ausnutzung der (hier recht kleinen) Gewässer, die dem Sinn des Angelns gerecht wird und nicht an eine eher zufällige Gruppe Angler erinnert, die sich am Sonntagmorgen ohne erkennbare Planung zum Angeln am See getroffen hat.

Genug der Vorrede - kommen wir zum Wesentlichen. Irgendwie habe ich aktuell den Verdacht, dass es nach der Coronapause, unter der auch die Teilnehmerzahlen der Angelveranstaltungen gelitten haben, wieder ein wenig anzieht mit den Anmeldungen... nach letzter Woche war dieses Phänomen auch heute wieder zu erkennen. Die Anzahl der Angler erforderte angesichts der recht kleinen Gewässer selbst eine Verteilung der Teilnehmer über 2 Weiher. Gewässer 1 ist dabei bekannt für einen recht ordentlichen Besatz - liegt jedoch recht ungeschützt und offen und ist deshalb sehr windanfällig - und gerade Wind gabs gestern hier im Westen reichlich - und das gleich stürmisch mit bis zu 80 kmh... Gewässer 2 hingegen ist nicht ganz so gut besetzt - liegt jedoch deutlich tiefer in einem Waldgebiet und ist deshalb deutlich weniger windanfällig - ob ich mit meinem Los für Gewässer 2, irgendwo mittendrin, nun zufrieden oder weniger zufrieden sein sollte, wusste ich zum Start nicht so recht - kann aber gerne zugeben, dass ich nicht wirklich unzufrieden war mit der "beherrschbarer Wind" Variante.

An diesem Weiher hatte ich vor Ewigkeiten noch regelmässig gefischt - seither in erster Linie die Ergebnisse verfolgt und vor etwa 2 Jahren dort mal ein kleines Feederfischen mitgemacht. Nur ca. 2  Seiten des Gewässers (eine kurze und eine nicht komplett lange Seite) sind befischbar. Zu den anderen Seiten fällt eine steile bewaldete Böschung bis zum Ufer bzw. läuft das Wasser auf langer Strecke sumpfig von etwa 50 cm bis auf Null aus... am ersten Angelplatz hat man dann nur ca 60 bis 70 cm - hinten an der kurzen Seite bis beinahe 1,75 m Wassertiefe. In den flachen Bereichen (das sind 2 Plätze) hat man dann jedoch wieder den Vorteil, vor einer Insel zu sitzen... für mich wurds Platz 3 - also schon hinter der Insel...

Besetzt wurden in diesem Jahr Karpfen und Brassen in Grössen um 1 Kilo. Allerdings sind 140 kilo gesamt sicher kaum der Rede wert und verdeutlichen bereits, dass es hier nicht darum geht, die 100 kilo Marke zu knacken sondern von Fisch zu Fisch zu DENKEN.

 Da ich den Besatz kannte und das Jahr noch früh ist, entschied ich mich für einen hier alt bewährten Futtermix - DS Feeder plus Vijver geel und natürlich brasem... 

Das Angeln ging dann für mich recht ordentlich los - beim zweiten Einsatz tauchte meine Pose erstmals ab und einer der Satzkarpfen liess sich von meinen 3 Maden verführen. Nicht fortlaufend aber immer wieder gabs in den ersten drei Stunden dann Bewegung an der Pose und ich netzte insgesamt 6 Fische ein... das war zu dem Zeitpunkt am Weiher eine geteilte 1 - gleich die Hälfte des Feldes wartetet da selbst noch auf den ersten Biss... nach in der Folge beinahe 90 Minuten ohne Biss stellte ich nochmal die Futtertaktik um und fütterte fortan nur noch beinahe loses Futter mit wenigen Lebendkördern - das zeigte Wirkung und ich konnte bis zum Schluss nochmal 3 gute Fische verhaften. 

Wie schon über den gesamten Tag ging es dabei zwischen Sportsfreund Winkel, der Mitte Damm im tiefen sass, und mir stetig hin und her, was sich schlussendlich auch beim Wiegen zeigen sollte - diesmal kein Glück für den fisherD - denn der sehr angenehme Kollege topte meine ca. 9,4 kg bei gleicher Fischstückzahl um gerade mal 200 Gramm 😭

Fazit - eine zwei von einem Platz, dem ich vorher nicht unbedingt das Potential dazu zugetraut hatte - nach den beiden fast gleichen Gewichten kam nur noch ein 5 kg Ergebins - 3mal ein Fisch und gar zwei Nullen (gleich neben mir) - folglich hoch zufrieden mit dem Start in meine "regular season" 2023.

In der nächsten Woche gibts ein kleines "blogspot special" - ich werde ein Gewässer besuchen, das ich noch nicht kenne und dort einen Angler treffen, der für ältere Stammleser ein alter Bekannter sein dürfte - verraten kann ich bereits, es geht etwa 550 km in den hohen Norden - jaja ich weiss - Angler sind Verrückte😎 aber solche von der positiven Art - die anderen sitzen im Kreml...

soll ichs wirklich machen oder lass ichs lieber sein...

..satz mit X - so kann ich kurz und knapp das erste offizielle Angeln der Saison in Deutschland zusammenfassen...

da es eines dieser Angeln mit "freier Waffe" war, zu denen ich bekanntlich nicht den rechten Zugang finde, stand ich vor der Qual der Wahl: Soll ichs wirklich machen, oder lass ichs besser sein - nach langem veranstaltungsfreiem Winter fiel die Entscheidung nicht gar so schwer...

getreu dem Motto - ein schlechter Angeltag ist immer noch besser als gar nicht zu angeln, entschied ich mich also dabei zu sein... 16 andere Angler dachten übrigens ähnlich.

Ohne grosse Vorbereitung gings also an den See - als primäre Waffe der Wahl wurde schon zu Hause die feeder ausgeguckt - Fehler Nr. 1 wie mir an den bestens bekannten Gewässern spätestens nach dem Losen klar war - nah dann machen wir zumindest nen schönen Tag daraus - weichen ein paar Pellets für die Feeder ein und machen parallel noch eine Marginrute für den Notfall klar - Fehler NR. 2 - insbesondere dann, wenn man sich nach ca. 10 Minuten an die Pellets erinnert, die da im Wasser vor sich hin weichen... ich bitte Euch um Nachsicht an Stelle von Tips zu Alzheimermedikamenten 😈 

Kurz darauf gings dann los - wobei das was meine feederspitze in den darauffolgenden 5 h so anzeigte nicht wirklich als losgehen zu bezeichnen wäre... am Ende nicht ganz 6 kilo waren sicher nicht des Anglers Traum - Siegergewichte lagen um die 30 kilo - glückwunsch an Dieter Greven, der das an "meinem" Weiher (nur mit der Stange) heute klasse gemacht hat...

Nächste Woche die erste Veranstaltung nach Reglement "only pole" - ich hoffe ich kann dann fröhlichere Kunde liefern 😬 

Gruss fd

schwere Kost zum neuen Jahr

Angeln 2023 oder "gibts eigentlich auch noch andere Fische ausser Karpfen" und "Angler, die nicht vom Wohnzimmertisch aus angeln"?

Seit etwa 45 Jahren treibe ich mich nun "in der Szene" rum, habe in so ziemlich jedem an Deutschland grenzendem Land geangelt - konnte Angler von Weltklasse- bis Kreisklasseniveau kennenlernen - feine Kerle und weniger sympatische Zeitgenossen - grosse Siege und bittere Niederlagen erleben - und doch stehe ich aktuell fragend vor den Strukturen eines Angelsports, dessen Automatismen sich mir kaum noch erschliessen wollen.

"Mein" Angelsport war in seinen Strukturen über Jahrzehnte im Grunde recht einfach - und gleich vorweg - ich gehöre keineswegs zu denen, die sich Neuerungen gegenüber verschliessen würden... die Strukturen im Angelsport besitzen mitunter das Flair der 70er Jahre - das ist mir durchaus bewusst...

Ganz sicher ist es nachvollziehbar, wenn man sich nicht mehr wie "damals" mit ca. 10 bis teils mehreren 100 Anglern über eine per Post versandte Einladung verabredet - Aber - es gab immerhin ein meist ziemlich eindeutiges Reglement in dem Angelzeit - Rute und Futtermenge geregelt waren - und dann hiess es nach dem Losen "Feuer frei"... in meinem Falle meist bei Veranstaltungen für die lange Stipprute - andere eben lieber mit der Match oder Feederrute. 

Gewonnen hatte meist der mit dem meisten Gewicht (die Zeit des Stückzahlangelns war hier bei uns spätetens Anfang der 80er vorbei - als "Lohn" gabs Pokale oder Ehrengaben aller Art - meist auch noch den Respekt der Kollegen - in jedem Falle wars von Vorteil, sich regelmässig im Vorderfeld und auch von Nöten, sich regelmässig im Vorderfeld zu platzieren, wollte man in der "Szene" angesehen sein - wenngleich ich nicht verheimlichen möchte, dass es auch durchaus damals schon Kollegen gab, deren Phantasie schnell Achterbahn fuhr, wenn sie gegen Angler X ganz einfach nicht gewinnen konnten - da mussten dann nur all zu gerne "Mückenlarven" im Spiel sein...

und heute?

Soziale Netzwerke und die dortigen Aktivitäten scheinen Grundlage jedes anglerischen Vermögens zu sein - anglerisches Können hingegen - völlig sekundär. Ohne eine Mitgliedschaft bei whats App - facebook und CO scheint man nur noch ein Angler zweiter Klasse - Papiermeldelisten sind out - man nutzt whats app Gruppen - das macht auch Sinn, denn wie sonst sollte man sich mit 5 bis 10 Anglern bei denen wir schon in die Hände klatsvchen, jemals zum Angeln treffen?

Ich schmunzele leise wenn ich als whats app Verweiger von Kollegen als digitaler Neandertaler bezeichnet werde, die eine whats app Gruppe als ideales Instrument für ein Anmeldetool und den Olymp der Digitalisierung lobpreisen - ich hoffe hier keinen Leser auf dem linken Bein zu erwischen 😌

ansonsten z.B. mal "doodle" oder "eventbrite" googeln... alternativ Suchbegriff "anmeldeplattform kostenlos" - denn so regeln wir die Probleme in der russischen Raumfahrt 😎

So richtig "crazy" aber wirds erst beim Angeln selbst... nehmen wir einen der zahlreichen in meiner Region recht kleinen Weiher, an denen es über Jahrzehnte als eisernes Gesetz galt, entweder nur mit der Pose zu fischen oder eben ein reines Feederangeln durchzuführen - letzteres scheiterete nicht selten an den wenigen zur Verfügung stehenden Plätzen... kleine rechteckige Weiher sind nun mal auch dann schnell besetzt wenn man mit Wurfweiten von nur ca. 20 m operiert...

Eben da will mans heute also mit freier Waffe - klappt die pole nicht greift man zur feeder - klappt das auch nicht gibts ja auch noch den Pellet Waggler - riesen Sache übrigens, wenn der Nachbar mit 0,3 Gramm an der Pole fängt und so ein Pelletwaggler dann einen Tsunami verursacht... 

damit es nicht falsch rüber kommt, jede dieser Ruten hat sicherlich ihre Berechtigung - aber wollen wir nun an einem Gewässer von ca. 50 * 50 m Angelsport oder wollen wir Zirkus?

Gibt es eigentlich auch Radrennen, bei denen Rennräder und Montainbikes gegeneinander fahren - oder gibts Skirennen für Abfahrt, Slalom und Langlaufskier - man könnte die Liste sicherlich endlos fortsetzen???

Bei grösseren Gewässern oder Veranstaltungen mit einem eher kammeradschaftlichen Ansatz mag Nichts gegen ein solches Reglement sprechen - aber ansonsten würde ich schon ganz gerne nach dem Angeln einem Kollegen gratulieren (und mit ihm fachsimpeln), der sein Ausnahmekönnen mit gleichem oder ähnlichem Gerät unter Beweis stellt, mit dem auch alle anderen Petrijünger am Wasser zu Werke gegangen sind. 

Ganz am Rande sei dann noch bemerkt, dass "likes" keine "kilos" ersetzen... denn auch hier staune ich nicht schlecht zu sehen, dass der Ein oder Andere heutzutage offensichtlich glaubt, mit schlauen Ratschlägen vom Wohnzimmertisch oder dem immer ersten re-tweet glänzen zu können, anstatt sich in persona der Konkurrenz am Wasser zu stellen... 

Um es nicht bis ins Endlose zu treiben, hier mein vorweggenommenes Fazit für das eigene Angel-Jahresprogramm 2023...

Auch weiterhin werde ich mich keiner der gefühlt 1001 whats-app-Kleinstgruppen anschliesssen, die mit den meist immer gleichen Leuten Wochenende für Wochenende losziehen um mit den stets gleichen Methoden den ebenso gleichen Fischen nachzustellen. Ich verurteile das nicht! Aber es ist mir einfach zu eintönig...

Stattdessen werde ich die leider rar gewordenen Gelegenheiten zum Angeln auf Weissfisch im Dreiländereck nutzen und hier und da natürlich auch versuchen den "Karpfengöttern" noch ein Bein zu stellen.

Und ansonsten? Die Hoffnung stirbt zuletzt - ich wünsche uns allen, dass unser geliebter Sport noch möglichst lange erhalten bleibt und wir untereinander mit der erforderlichen Toleranz dazu beitragen, dass die Anzahl der Angler am Wasser gegenüber den "Digitalanglern" wieder Überhand gewinnt.

Obs gelingt? Schaun mer mal... los gehts mit den Veranstaltungen spätestens übernächste Woche - dann auch wieder mehr von meinen Ups and Downs...

Egal ob Stippe - Feeder - Match oder was auch immer die Szene als nächstes ausspuckt - machts gut - bleibt gesund - und habt Erfolg - irgendwo werden wir uns sicher auch 2023 begegnen.

stay tuned fd