Seien wir Angler (ausnahmsweise) mal ehrlich… des Deutschen
Angler liebstes Kind ist und bleibt „das Futter“. Über nichts anderes habe ich
in den ca. 40 Jahren, die ich mich jetzt schon im Angelzirkus bewege, wohl
öfter diskutiert oder philosophiert.
Und so kam es dann auch für mich lange Zeit ungläubig rüber,
als insbesondere die Übersetzungen aus englischen Fachzeitschriften von
gänzlich anderen Methoden der Futtertechnik berichteten. So ganz ohne Futter
ans Wasser und nur die „seltsam harten Körner“ dabei – das konnte doch
unmöglich die Bibliotheken meiner gesammelten futterwissenschaftlichen Experimente
aus Jahrzehnten ersetzen – so zumindest dachte ich!
Folglich begann ich zunächst sehr
vorsichtig und skeptisch die „kleinen Steine“ unter mein Futter zu mischen oder
fuhr somit zweigleisig. Anders handhaben dass insbesondere die Jungangler, die
natürlich in der heutigen Zeit der Interkommunikation bestens vertraut sind mit
Alles und Jedem, was sich auf dieser Welt in Sachen Angelsport und neue Methoden gerade verändert
– und so staunte ich dann auch nicht schlecht, dass die Kinder und Bewunderer von gestern sehr
schnell zu den mehr denn ernst zu nehmenden Gegnern von heute wurden.
Wollte
ich also nicht an Boden verlieren, musste ich mich von den in Stein gemeißelten
Überzeugungen trennen und neue Wege beschreiten. Zu meiner großen Freude konnte
ich auch hier auf meinen langjährigen Partner in Sachen Grundfutter „van den Eynde“
vertrauen – denn längst kommt aus der belgischen Futterschmiede auch eine tolle
Range in Sachen Pellets, Paste, Miniboilies, Booster usw usw
Ergo „traute“ ich mich und begann insbesondere bei den
wöchentlichen Abendangeln das Futter auf Null zu reduzieren und lustig Pellets
zu schießen. Doch ganz so einfach ist es dann eben doch nicht… wieder mal galt
vielmehr der alte Grundsatz – kaum macht mans richtig – schon geht’s. Aber wie
macht man es denn nun richtig – genau darüber will ich Euch heute berichten.
Beginnen wir mit den harten Pellets, die entweder zum
Füttern benutzt oder aber „am Gummiband“ gefischt werden. Verfügbar sind in den für uns Stipper gebräuchlichen Größen
von 2, 4, 6 und 8 mm… größere Pellets kommen im Grunde eher beim Großkarpfenangeln
zum Einsatz oder werden in Ausnahmesituationen (wie Beispielsweise starkem
Seitenwind beim Pelletwagglern) benutzt. Als Variante zum harten Pellet in den
vorgenannten Größen gibt es zudem den Expanderpellet, der über eine Vakuumpumpe
in einen weichen, hakenfähigen Zustand versetzt wird.
Ihre Einsatzbereiche hier im Überblick:
- 2 mm – der wohl meist gebrauchte Pellet beim Füttern auf große Weißfische – außerdem sehr gerne benutzt als Zutat im Methodfutter (ein echter Renner – unbedingt ausprobieren). Füttert ihr die Pellets über den Polecup, können sie vorher max. eine Minute unter Wasser gesetzt werden – das Wässern sollte entfallen, wenn das Katapult zum Einsatz kommt, denn die kleinen Pellets kleben nach dem Wässern und haben folglich nicht die besten Flugeigenschaften.
- 4 mm – dieser Pellet ist der wohl meist gebrauchte Futterpellet, Er kommt für das Füttern an den Commercials ebenso oft zum Einsatz, wie am Pelletband als Hakenköder, wenn es auf Karpfen, große Brassen oder Karauschen geht. Im trockenen Zustand lässt er sich auch hervorragend und unter nahezu allen Bedingungen auf die 13 m Bahn schießen.
- 6 mm – im Grunde besitzt dieser Pellet ähnliche Eigenschaften wie der 4 mm Pellet – sehr häufig werden 4er und 6er Pellets daher auch in Kombination eingesetzt – 4er füttern – 6er am Haken fischen. Als Futterpellet zielt der 6 mm Pellet eher auf Karpfen denn auf große Weißfische ab.
- 8 mm Pellet – dieser pellet ist der Klassiker beim Füttern auf große Distanz – wie es beim Pelletwaggler oder auch beim Feedern mit der „Bomb“ (also einem einzelnen Blei) praktiziert wird. Selbst habe ich auch sehr gute Erfahrungen damit gemacht, etwa 200 ml (ein Polecup) der 8 mm Pellets zum Start meiner Session auf einen separaten, ungestörten Futterplatz „abzulegen“. Hier eigenen sich besonders Schilfkanten oder überhängende Bäume. Lasst diesen Platz möglichst lange in Ruhe und probiert es dann nach frühestens einer Stunde dort mit Paste oder einem grossen Pellet… auf diese Weise fing ich 2017 bei einem Freundschaftsmatch in Österreich in Folge 3 Fische mit einem Gesamtgewicht von mehr denn 20 kg…
Hier nun ein paar Tips zur Futtertaktik - denn auch hier kann Vieles falsch gemacht werden.
- Ähnlich wie beim Grundfutter gilt auch beim Pelletangeln der Grundsatz höchstmöglicher Präzision – bedenkt, dass jeder Pellet im Wasser ein potentielle Futterquelle ist, zu der der Fisch gerne zurückkehrt… Ein Futterteppich von mehreren qm reduziert selbstredend die Wahrscheinlichkeit, dass der Fisch den Hakenköder nimmt.
- Aus dem gleichem Grund sollte auch der Angelplatz in der Entfernung nicht „überschossen“ werden. Probiert dazu für Euch aus, mit welchem Katapult ihr am besten zurechtkommt… da das Geräusch der auf dem Wasser auftreffenden Pellets mindestens ebenso wichtig ist wie die Qualität des Pellets selbst, ist das Schießen mit dem Katapult ein essentieller Bestandteil dieser Angelmethode! In den meisten Fällen kommen die Fische aus Zuchtbetrieben und kennen dieses regelmäßige Geräusch von den Futterautomaten der Zuchtbecken.
- Macht Euch bei gutem Beißverhalten den Aspekt des Futterneids zu nutze. Wählt den Pellet am Haken dazu eine Nummer grösser als den Futterpellet.
- Überfüttert die Fische nicht – mit einem 800 Gramm Paket Pellets könnt ihr i.d.R. einen Angeltag gut bestreiten.
- Die Zubereitung von Softpellets (Expander) braucht ein wenig Erfahrung – die allgemeinen Hinweise zur richtigen Dauer des Pumpens sind zumeist sehr individuell – es ist nötig, dass ihr den für die von Euch eingesetzte Pumpe richtigen Zeitpunkt herausfindet. Die Werte schwanken je nach eingesetzter Pumpe zwischen max. einer Minute bis hin zu fünf oder gar sechs Minuten… vieles hängt hier von der Vakuumkraft der Pumpe ab… Mein Tip: lieber etwas früher das Vakuum auslassen – denn ein zu lange gepumpter Pellet hält unmöglich am Haken und verursacht graue Haare – siehe Autor :-)
Zu guter letzt noch ein paar Toptips:
- Extrem fängig sind die Pellets in Verbindung mit den flüssigen Boostern – einfach einen guten Schluck des Boosters über die Pellets geben - mein persönlicher Favorit ist hier aus der vdE Range der Booster „Corn“ - das klappt übrigens auch ganz ausgezeichnet mit den Softpellets - nach dem Pumpen einfach etwas Booster drüber und die noch leicht harten Pellets sind bis zum Wasser in Topform.
- Was viele Angler nicht wissen ist, dass man auch aus den harten Futterpellets weiche Hakenpellets machen kann… wie das ganze funktioniert wird auch in deutscher Sprache auf der vdE Seite unter dem folgenden Link erklärt
Soviel für heute - Im nächsten Teil berichte ich direkt vom Wasser über die Kombination des Pelletfütterns und der neuen vdE Hookpaste als Hakenköder.